Die Vision von PEACEROOM

Ein neuer Weg für die Arbeit mit Konflikten

Mein Gegner, mein Freund...

 

Hast Du nicht auch – wie ich - heldenhaft gekämpft, geblutet, bist tausend Tode gestorben, hast Deine Feinde grausam nieder gemetzelt, hast Kriege entfacht und Rache geübt – ich weiß nicht wie viele Leben ich so verbrachte – aber es waren viele.

Warst Du nicht auch mit Deinem tiefsten Schmerz allein, über die Ungerechtigkeit in dieser Welt. Warst Du nicht auch in Deiner rasenden Wut vereint, gegen die anderen.

 

Bist Du nicht auch unbemerkt Opfer und Täter geworden – ich war so blind im Zorn. Bist Du nicht auch erschöpft vom Kampf gegen die Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Angst.

 

In meiner Gebrochenheit und im schützenden Kreis der Gemeinschaft wagte ich den Blick in meine dunkelsten Kammern. Die Gebete ließen Licht hinein. Und ich konnte sehen wie die Angst meine Geschichte wurde – die ich den anderen über mich und die Welt erzählte. Ich sah wie sich unsere angstvollen Geschichten verbanden zu Verschwörung und Hass. Das Licht durch flutete mein Herz - und im magischen Fluß der Liebe begann die Transformation.

 

Andreas Gutjahr, Initiator - Berlin, 4.Juli 2018


„Die Sichtweise, dass wir mit allem verbunden sind, und deshalb auch verantwortlich sind, für das was geschieht, was wir sagen, denken, fühlen und tun, ist für mich unausweichlich. Die aktive Friedensarbeit besteht für mich darin mir dessen bewusst zu werden und zu sein - diese Verantwortung zu übernehmen. Menschlich, herzlich, vollständig und unvollständig so wie ich bin.“

 

Alexandra Clara Giray, Coach – Berlin , 8.Juli 2018


 Wenn wir die Welt - heute im Jahr 2018 – nüchtern und Fakten basiert ansehen, dann gab es niemals zuvor eine friedlichere Zeit. Wir haben weniger Krieg, Tote und Gewaltverbrechen als je zuvor und dennoch fühlen wir uns, ich mich so existentiell bedroht. Viele kluge Menschen versuchen Erklärungen in der rationalen Welt, durch Perspektiven der Psychologie, Soziologie, Politik, Wirtschaft und in all den anderen Wissenschaftsdisziplinen. Für mich klingen diese Antworten nur oberflächlich plausibel, sie befriedigen kurzzeitig meinen Verstand, aber sie überzeugen nicht meine anderen Gehirne - mein Herz und meinen Bauch – warum? Ich finde die besseren Antworten tatsächlich in den Weisheitstraditionen, in der Mystik, bei den Weisen.

 

Wir haben in unserer Welt und auf unserem Planeten eigentlich keinen Mangel. Die Erde könnte alle Menschen ernähren und hat die schönsten Lebensräume für uns alle. Die meisten Experten sind sich einig, dass theoretisch alle materiellen Bedürfnisse gestillt werden könnten. Aber - die Gier, Macht und alle bekannten Versuchungen des Menschen erzeugen Mangel und Not. Man könnte sagen, die negative Seite des menschlichen EGOs erzeugen Mangel und Getrenntheit. 

Und genau das ist die Essenz von Konflikten! 

 

Wie sieht nun das Gegenmittel aus – die alchemistische Formel der Konflikttransformation?

Das Gedicht eingangs beschreibt genau diesen Bewusstseinsprozess!

Was ist PEACEROOM?

  • ein physischer Ort und ein energetischer Raum für Konflikttransformation
  • ein physischer Ort für Dialog zum friedlichen Umgang mit kollektiver Angst & Bedrohung
  • ein Inkubator für neue Verfahren zur Konfliktlösung
  • eine entstehende Organisation
  • eine entstehende Gemeinschaft
  • ein Lernort – Weiterbildung für Facilitator, Peaceworker und Peaceleaders

Ein „peaceroom“ ist eine Anlaufstelle für Menschen, die einen konkreten Konflikt transformieren wollen und/oder konstruktiv mit kollektiven Ängsten und existenziellen Bedrohungen umgehen wollen. Hier treffen sich engagierte Facilitator und Hilfe Suchende um eigene und gesellschaftliche Konflikte zu transformieren. Die Angebote können ehrenamtlich und kostendeckend sein – oder professionell geleitet.

Zukunftsvision

„Peacerooms“ verbreiten und etablieren sich wie ein Geflecht von Pilzen in den Städten und Gemeinden Deutschlands und Europas, vielleicht weltweit und arbeiten nach Prinzipien der Selbstorganisation. Die Konfliktarbeit im Kreis wird von geschulten Facilitator geleitet und wird irgendwann - ähnlich wie die 12-Schritte Meetings - für jedermann eine schnell erlernbare Kompetenz.

 

Das Prinzip ist – auch ähnlich den 12 Schritten – ein wechselseitiges Geben und Nehmen - die Verbindung zur Gemeinschaft und die Berücksichtigung universeller spiritueller Prinzipien, wie sie in allen Weisheitstraditionen zu finden sind. Die Verbindung der Helfenden und Hilfe Suchenden ist darauf ausgerichtet eine Konflikttransformation zu initiieren und soweit zu begleiten, dass ein wesentlicher Schritt getan ist. Danach stellen sich die Konfliktpartner für eine bestimmt Zeit als Helfende oder Mitwirkende zur Verfügung. Die anfallenden Kosten werden aus konkreten Beiträgen der Konfliktpartner und einem kollektiven Spendentopf finanziert.

 

Die positive Erfahrung und das Gelernte pflanzen sich so weiter. In den Gemeinden, Städten und in den Gesellschaften breitet sich eine neue Streit - & Konfliktkultur aus. Die Facilitator & Peaceworker erwerben Fähigkeiten, die sie auch in professionellen Kontexten Gewinn bringend einsetzen können. Die Verbindung von ehrenamtlichem Engagement und ertragsorientierter Arbeit beflügelt und befruchtet sich wechselseitig. Die Zugehörigkeit und die gemeinsame Arbeit bringen für alle Beteiligten einen stetigen kraftvollen Lebensfluss.

Wirkungskontexte

Aktuell zeigen sich folgende Bereiche:

  • Community peacerooms – für Nachbarschaften, Gemeinschaften
  • Family peacerooms – für Familien und Partnerschaften
  • Corporate peacerooms – für Wirtschaftsunternehmen und Organisationen
  • Social & World peacerooms – für Konfliktthemen in der Gesellschaft, Ländern, Stämmen, Interessensgruppen

Kollektive Konfliktthemen

Aus persönlichem Interesse der Initiatoren gibt es Forschungsinteressen und es entstanden Formate zur Transformation individueller und kollektiver Trauma-Transformation, wie zum Beispiel die Versöhnungsarbeit zwischen Juden und Deutschen im Kontext des Holocaust. Explizit gibt es Interessen in der Friedens- und Konfliktarbeit auch im Bereich Migration und Integration sowie Geschlechterrollenkonflikte.

Neue Verfahren

Das Peaceroom Institut in Gründung startet bereits mit neuen Verfahren zur Konfliktlösung für die „Peacerooms“. Es ermöglicht uns festgefahrene Konfliktsituationen in einer besonderen Weise aufzuweichen und zu lösen. Das Verfahren ist insbesondere in der Lage Menschen wieder in Begegnung und Dialog zu bringen, die wegen zu großer Ängste eine Auseinandersetzung und Lösung vermeiden.

Die Wirkung des Verfahrens basiert auf einfachen Prinzipien, die für jeden Konflikt gelten. Der „Peaceroom“ bietet einen sicheren Raum, in dem sich die Konfliktpartner mit ihrer Sicht, ihrer Not und Ihren Wünschen einander mitteilen können. Durch liebevolle Menschen wird ein Kreis hergestellt, in dem es ausschließlich darum geht, die Menschen in der „Entwicklung“ und der Heilung der Beziehungsverletzung zu unterstützen. Der Ablauf wird von ausgebildeten Moderatoren und Begleitern, den „Friedensengeln“ geleitet. Es gibt einzelne Vor- und Nachgespräche, die jedem Beteiligten einen vertraulichen und sicheren Raum garantieren.

 

Das Verfahren verbindet systemische Aufstellungsarbeit mit gruppendynamischen und universellen spirituellen Prinzipien, die seit Jahrtausenden in der kollektiven Weisheit der Menschheit existieren. Neu daran ist die Integration der verschiedenen Verfahrensansätze und die Übersetzung in die Kontexte unserer modernen Welt. Ebenfalls neu daran ist die bewusste Integration von individuellem und kollektivem Trauma in das Lösungsverfahren wodurch Konflikttransformation auf mehreren Ebenen heilend wirkt – Körper, Seele, Geist und Gemeinschaft.

 

Für wen und welche Konflikte ist das Verfahren geeignet?... grundsätzlich keine Einschränkungen!

 

Alle Konflikte, in denen subjektiv/objektiv ein Mangel besteht und eine Trennung erlebt wird, können bearbeitet werden. Wie zum Beispiel Streit - verbunden mit intensiven Gefühlen von Angst, Wut, Schmerz und Ohnmachtserleben.

 

Komplexität und Anzahl der Beteiligten bestimmen dabei den Bedarf an Zeit, Raum und Investitionen für die Gestaltung des „Peaceroom“.

 

Das Verfahren erlaubt im ersten Schritt auch die Bearbeitung eines Konfliktes systemisch – das heißt ohne den/die anwesenden Konfliktpartner – dafür mit Stellvertretern.

 

Voraussetzung ist die eigene Bereitschaft sich zu bewegen, das heißt innere Veränderung nicht nur zuzulassen, sondern zu wollen. Die Anerkennung des Prinzips der eigenen Beteiligung und Mitverantwortung und die persönliche Investition in die Lösung sind notwendige Bedingung. Nur dann kann sich der Konflikt im Kreis zu Wachstum und Heilung transformieren.

 

Der Übergang von einem Gefühl der Ohnmacht und des „Opfer seins“ hin zur Perspektive des „Mitverantwortlich seins“ wird im weiteren Verfahren unterstützt und begleitet – es braucht aber eine erste Erkenntnis in diese Richtung.

 

 

Berlin im Juli 2018